Pfeil
Leopold Pindeus
(1748-1815)
Katharina Pöchtrager
(1748-1813)
Mathias Pindeus
(1778-1821)
Anna Maria Asanger
(1780-1851)

Ignatz Pindeus
(1811-1861)

 

Familienverbindungen

Ehepartner/Kinder:
1. Maria Thonner

Ignatz Pindeus

  • Geboren: 28 Jul. 1811, Rottenegg 18, Pf. St. Gotthard um 05:30 2
  • Ehe (1): Maria Thonner am 4 Sep. 1837 in Pfarrkirche St. Josef zu Margarthen, Wien V 1
  • Gestorben: 12 Mai 1861, Mariahilfer Str. 217, Wien at age 49

Aufzählungszeichen   Ein Alternativ- oder Ehename von Ignatz war Ignaz Pindeus.1

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Aufzählungszeichen  Allgemeine Notizen:

* Adressen:
- 1: Rottenegg 18, Pf. St. Gotthard
- 2: Ruezersdorf 9, Pf. Sarleinsbach
- 3: Sichersdorf 25, Pf. Johann am Wimberg
- 4: Wieden 865, Pf. St. Josef zu Margarethen, Wien V
- 5: Schottenfeld 85, Pf. Reindorf, Wien
- 6: Handsthurm(?) 125, Pf. St. Josef-Margarethen, Wien
- 7: Schottenfeld 218, Wien, Pf. Reindorf

* Sonstiges:
° Mit behördlicher Genehmigung änderte er seinen Namen auf 'Binder'
° Seine Ermordung, anscheinend aus Gründen der Eifersucht, fand Niederschlag in der lokalen aber auch überregionalen Presse
-
[Morgen-Post, Mai 1861, S 3]:
Binder ermordet.
Die Blutchronik Wiens fängt an in wirklich schauerlicher Weise berühmt zu werden, noch sind die Gerichte mit den letztgeschehenen Mordthaten beschäftigt und schon setzt ein neuer Mord den Stadttheil, wo er geschehen, und die Stadt überhaupt in Aufregung. Der Geschäftsagent Ignaz Binder, der so populär gewordene „Ich bitte Alles zu lesen", ist gestern in der Mitternachtsstunde von seinem Kutscher, in der eigenen
Wohnung, (Mariahilf Str. 217) erstochen worden. Herr Binder kam nämlich - so erfahren wir aus authentischer Quelle - gegen 12 Uhr Nachts von einer Spazierfahrt, auf der er geistigen Getränken stark zu- gesprochen haben mußte, in sehr aufgeregtem Zustande nach Hause, in welchem er zuerst allerlei Unfläthigkeiten in seinem Zimmer beging, dann,
in die Küche drang und gegen die dort schlafende Wirthschafterin eine zudringliche Zärtlichkeit zu entwickeln anfing. Die Wirthschafterin, welche seit langer Zeit in einem intimen Verhältniß zu dem Kutscher des Hau-ses stand, stieß den Zudringlichen von sich und erhob Lärm, wodurch der Kutscher aus dem Schlafe geweckt wurde, hereinstürzte, in eifersüchtiger Wuth ein Messer ergriff, damit über seinen Herrn herfiel und ihm drei gewaltige Stiche versetzte. Einer dieser Stiche drang tief ins Herz ein - einige Momente leistete der Ueberfallene kräftigen Widerstand und ver-setzte dem Kutscher sogar einen Biß in die Hand. Hierauf stürzte er zu Boden und nach wenigen Augenblicken war er eine Leiche.
Mit dem frühesten Morgen kam die Sicherheitsbehörde zur Kennt-lich des gräßlichen Vorfalls. Ein Polizeikommissär des Bezirkes Fünf-Haus verfügte sich sofort in Begleitung anderer Gerichtspersonen un-mittelbar nach erlangter Anzeige, in die Wohnung des Ermordeten zur Aufnahme des Thatbestandes. Der Erschlagene lag in seinem Blute ge-badet auf dem Boden und es gelang der Umsicht des Kommissärs, sowohl den Thäter als auch die Wirthschafterin sofort in Haft zu bringen.
Des Morgens 9 Uhr war auch bereits eine Kommission des hiesi-gen Landesgerichtes, bestehend aus dem Herrn Landesgerichts-Adjunkten Joem, dem Staatsanwalt Herrn Keßler, zweier Gerichtsbeisitzer und einem Schriftführer, am Thatorte, um von Allem den nöthigen Augen-schein zu nehmen. Die Papiere, Gelder, so wie überhaupt alles Werth- volle, wurden in gerichtliche Verwahrung genommen.
Der Leichnam des Ermordeten wurde Mittags von dessen Wohnung in das k. k. allgemeine Krankenhaus, wo heute die gerichtliche Obduktion übertragen. Noch Nachmittags umstanden Neugierige das Haus, wo Binder gewohnt. Auch bei dem entgegengesetzten Hause waren viere Menschen versammelt, weil man von dort einen Einblick in Binder's Zimmer erlangen konnte. Binder bewohnte drei Zimmer, von welchem er eines als Kanzlei, das entferntere als Schlafzimmer benützte.
Ignaz Binder war in Oberösterreich geboren und 55 Jahre alt. Er hatte eigentlich den Namen Pindaeus; erst später änderte er mit behördlicher Bewilligung diesen Namen in Binder um. Trotzdem er des Lesens und Schreibens unkundig gewesen sein soll, hatte es Binder dennoch durch seinen derbgesunden Hausverstand und durch andauernden Fleiß zu einem großen Vermögen gebracht. Seit einer Reihe von Jah-ren versah
[Morgen-Post, 15. Mai 1861, S 3]:
Ueber die Ermordung Ignaz Binder's
erfährt man noch folgende nähere Details: Binder hatte den Sonntag Abend im Prater und zum Theil im Gasthaus „zur Rose" verbracht und daselbst ziemlich stark dem Biere zugesprochen. Als der Streit zwischen ihm und dem Kutscher sich entspann, lief das Dienstmädchen davon zur Hausmeisterin, wo sie auch die Nacht zubrachte. Auch der Kutscher kam nach einer Wette ans Binder's Wohnung, zeigte aber blos eine Bißwunde an der Hand, die er sich verband, worauf er sich schlafen legte. Als das Mädchen des Morgens dann in die Wohnung ihres Herrn zurückkehrte, fand sie denselben im Blute schwimmend. Man muß sich zu näherem Verständniß - bemerkt die „Don. Ztg." - den Schauplatz dieses unglück-lichen Konfliktes vergegenwärtigen. Unmittelbar an das Schlafzimmer Binder's stößt ein schmales, kaum sechs Quadratschuh großes Kämmerlein, das Schlafgemach des Dienstmädchens. Das auf den Gang führende Fenster desselben ist Ungeschlagen, im Zimmer selbst Alles in größter Unord-nung; der Eßkorb, Eßbestecke und Gläser liegen auf dem Boden umher, die Bettdecke weist Blutspuren auf. Eben so ist Binder's Bett in seinem Schlafzimmer mit Blut bedeckt, wie auch an der Wand Blutspuren kleb-ten, welche zeigten, wie das Opfer sich krampfhaft an dieselbe klammerte. Der Nachtkasten war umgeworfen, die Kleider des Ermordeten im Zimmer zerstreut, und er selbst lag in der Mitte des Zimmers in einer großen Blutlache auf dem Boden. Die tödtliche Wunde befindet sich an der rechten Seite oberhalb der Brust.
Bis jetzt hat der Kutscher gar kein Geständniß abgelegt, er will weder Mord noch Todtschlag begangen haben, noch in dem Zimmer sei-nes Herrn gewesen sein. Die Köchin sagt, sie habe die Zudringlichkeit ihres Herrn gefürchtet, sich deßhalb versteckt und will auch von nichts wissen. Die sämmtlichen Hausleute wurden noch vorgestern und gestern einvernommen, es war aber Niemand Zeuge des Verbrechens.
Als erschwerender Umstand wird bezeichnet, daß das Messer ans dem in der Küche befindlichen Messerkorb genommen worden, daß also der Thäter jedenfalls sich erst dorthin begeben haben und wieder in das Zimmer Binders zurückgekehrt sein mußte, um die That zu vollführen.
Der Kutscher wurde Montag Abends aus dem Polizeibezirksgefängnisse in Mariahilf unter Begleitung vom drei Polizeiwachmännern mit aufgepflanztem Bajonnet nach dem Kriminalgebäude in der Alservorstadt gebracht. Er ist 23 Jahre alt und war seit einem Jahre beiläufig bei Binder bedienstet. Die Köchin stand zwei Jahre daselbst in Dienst.
Ein Bekannter des Tobten setzte dessen Bruder Johann Georg Pindeus, Badhausinhaber in Linz, telegrafisch in Kenntniß, damit die nothwendigsten Anordnungen von ihm persönlich getroffen werden können. Der-selbe traf gestern Morgens in Wien ein.
Ein wunderhübscher Pintsch, der ihn in den letzten zwei Jahren fast nie verließ und immer begleitete, und den einer der Kommissionäre jetzt in Obsorge genommen, ist, seit er die Leiche seines Herrn erblickte, nicht zu bewegen gewesen, Futter zu nehmen.
Die Leiche wird heute Früh 8 Uhr in der Todtenkanimer des k. k. allgemeinen Krankenhauses obducirt werden und das Leichenbegängniß am selben Tage, Nachmittags 3 Uhr, im Spitale stattfinden. Die Leiche wird dann auf den Schmelzer Friedhof geführt.

[Morgen-Post, 16. Mai 1861, S 3]:
- (Die Leiche Ignaz Binder's) wurde gestern, nachdem die- selbe vorerst von dem hier angekommenen Bruder, Johann Georg Pindeus, Badhausinhaber in Linz, agnoscirt wurde, im k. k. allg. Kranken-hause gerichtlich obducirt. Außer einer Menge von mehr oder minder bedeutenden Hautabschürfungen und Blutunterlaufungen im Gesichte, am Halse und den oberen Ertremitäten, fand sich nur ach abwärts, durch die bei- den Brustmuskel und die Lunge bis in deren Unterlappen geführt. Das Instrument, womit die Wunde beigebracht wurde, ist ein abgeschliffenes, stumpfschneidiges, spitz Mausendes Küchenmesser, mit einer beinahe sechs Zoll langen und etwa dreiviertel Zoll breiten Klinge.

[Die Zeit: Tageblatt für Politik, Handel und Wissenschaft. 1861, Nr. 41, Frankfurt am Main, Mittwoch, 22. Mai 1861.S 464]:

Und hier machen wir die Bemerkung, daß die Blutchronik Wiens in wahrhaft schauerlicher Weise anwächst; Morde, Kindermorde und Selbstmorde jagen einander förmlich. Während die Krimimaljustiz noch beschäftigt ist, die Gerichtsverhandlung gegen drei Mörder zu führen, gegen den Handschuhmacher Adolph Müller, der das Tietz'sche Ehepaar erschlagen hat, gegen einen Gesellen, der seinen Meister am Neubau das Messer in die Brust stieß, und gegen den Lehrling Karl Hainzl, der einen anderen Lehrjungen mit einem Stein erschlug, setzt schon wieder ein Mord die ganze Stadt in Bewegung, weil der Ermordete eine allbekannte Stadtfigur war. Der Häuser- und Güteragent Ignaz Binder ist von seinem Kutscher aus Eifersucht erstochen worden, weil beide in einem nicht gerade zarten Verhältnis zu der Köchin Binders standen. In allen Zeitungen stieß man fortwährend auf eine Annonce mit der Unterschrift: „Ich bitte Alles zu lesen! Es kostet ja nichts." Daneben sah man in Medaillonform das Portrait eines lächelnden, behäbigen Mannes, und darunter die Ausbietung von Herrschaften, Landgütern, Meierhöfen, Stadt- und Vorstadthäusern, Geschäften und dergleichen. Es war Ignaz Binder, der die originelle Idee hatte, sich selbst bildlich alle Tage dem Publikum vorzustellen, und die Einladung „Ich bitte Alles zu lesen! Es kostet ja nichts." war in Wien eine stadtläufige Redensart geworden. Bei allen Karnevalsfesten fand man diese Phrase und Binders Portrait irgendwo angebracht, und bei jeder maskierten Schlittenfahrt trug gewß ein Schlitten in Riesenbuchstaben dieselbe Inschrift, während das Innere desselben Binders Kanzlei mit der allbekannten Figur ihres Herrn darstellte. Dieser Mann, der ein so tragisches Ende nahm, hatte einen sehr merkwürdigen Lebenslauf durchmacht. Er war die Personificirung der ratslosesten industriellen Thätigkeit. Er war in Oberösterreich geboren und hieß eigentlich Pindäus, welchen Namen er mit kaiserlicher Bewilligung in Binder umwandelte. Als ein des Lesens und Schreibens unkundiger Ochsentreiber stieg er aus Oberösterreich nach Wien herab, wurde hier Fleischerknecht in einer Schlächterei, ging dann als Geschäftsführer einer „Fleischselcherei" zu Grunde, erholte sich wieder als Milchhändler und machte als Spanferkelhändler nochmals Bankerott. Hierauf zog er als Babiergehülfe in verschiedenen Babierstuben umher, handelte nebenbei mit Kölner Pfeifen und war endlich genöthigt, am Donaukanale Holz zu karren. Endlich gelang es ihm, im Jahre 1847 außerhalb der Linien Wiens eine Geschäftstube zu begründen, in der er seine erfolgreiche Agententhätigkeit begann. Schon wenige Jahre darauf verlegte er sein Geschäft nach der Vorstadt Mariahilf und machte hier so gute Geschäfte, das er sich bald ein Haus, dann ein Gütchen in Oberösterreich kaufte, Equipage hielt und ein nicht unbebeutendes Vermögen erwarb. Er blieb unverheirathet und zeichnete sich, trotz seiner urwüchsigen, vierschrötrigen Derbheit und seiner Unkunde im Lesen und Schreiben (er konnte nur seinen Namen hinmalen) durch Scharfblick und Umsicht, unterstützt von einem gesunden Hausverstand, und nie ermüdende Thätigleit aus. Sein Kutscher hat den Mord bereits eingestanden, behauptet aber von Binder zuerst angegriffen zu sein und ihn nur im der Nothwehr erstochen zu haben. Die That geschah Nachts in Binders Schlafzimmer, und nach dem überall, selbst an den Wänden klebenden Blut und der Unordnung zu schließen, scheint ihr ein heftiger Kampf vorhergegangen zu sein. Der 23jährige Kutscher ist an der Hand verwundet. Binder war 55 Jahre alt und sehr kräftig.

[Wiener Zeitung, 2. Juli 1863, S 20]:

Erinnerungen

Anna Marie Mißbüchler geborne Pindeus und Ignatz Pindeus.
Edikt des k. k. Handelsgerichtes in Wien vom 20. Juni 1863.
Agnes Leicht, Hausbesitzerin in Dornbach Nr. 25, hat durch Herrn Dr. Felzmann wider Anna Marie Mißbüchler geborne Pindeus, Privat in Zwettl Nr. 14, und gegen mehrere andere Erben nach Ignatz Pindeus wegen Zahlung eines Wechsels pr. 1000 fl. öst. W. sammt 6 pCt. Interessen seit 21. Juli 1861, aus dem Ignatz Pindeus Nachlasse und wegen Pränotirung und Sustisizirung Klage angebracht, worüber eine Tagsatzung auf den 14. Juli 1863 um 10 Uhr Früh angeordnet und zur Vertretung der Geklagten, deren Aufenthaltsort dem Gerichte unbekannt ist, Herr Dr. Ritter Laschan in Wien als Kurator bestellt wurde. [683Z-3]

Jedem der vorgenannten Geklagten wird erinnert, daß er entweder bei der Tagsatzung welche über die wider ihn angebrachte Klage angeordnet wurde, selbst oder durch einen von ihm bestellten Machthaber zu erscheinen habe, widrigens die wider ihn eingeleitete Verhandlung mit dem auf seine Gefahr und Kosten für ihn bestellten Kurator gepflogen und darüber entschieden werden würde.

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Aufzählungszeichen  Bekannte Ereignisse in seinem Leben waren:

• Erste Adresse: Rottenegg 18, Pf. St. Gotthard.

• Er wurde am 29 Jul. 1811 in der Pfarrkirche St. Gotthard getauft. 2

• Taufpate/In: Alois ...In ... von Mathias Leitner, Bauer am Bauer..icshegut zu, G... Pf: ...bach. 2

• Er war beschäftigt im Jahr 1837. 1 Milchverschleiser

• Trauzeuge 1: ..., Ehren..ger zu ...schloßer. 1

• Trauzeuge 2: Bernhard Ferbster. 1


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Ignatz heiratete Maria Thonner am 4 Sep. 1837 in Pfarrkirche St. Josef zu Margarthen, Wien V.1 (Maria Thonner wurde geboren im Jahr 1813 in Wögtenwinkel (Reikawinkel?) U.W.W..)


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Quellen


1 Pfarramt Wien, St. Josef zu Margarethen, Trauungsbuch 1835-37/94.

2 Pfarramt St. Gotthard, Taufbuch II/Ortschaft Rottenegg/60.

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