Kurzbiografie Faria




Woher kommt der Name?


Schiff auf dem die Farias 1879 Hawaii erreichten
© San Francisco Call, Volume 83, Number 134, 13 April 1898

Identifikationsdokument der Reids für Einwanderung nach Australien
Identifikationsdokument der Reids
für ihre Einwanderung nach Australien, 1954


Dieser Familienname ist entweder portugisischen oder sizilianischen Ursprungs. Im portugiesischen geht er auf Bewohner aus einem der Orte Faria, Braga und Aveiro zurück. Im süditalienischen Ursprung (Sizilien) ist er hingegen ein topographischer Name, abgeleitet von den griechischen 'pharias', einer Ableitung von 'pharos' "Leuchtfeuer", "Leuchtturm"[1].

Unsere 'Faria' stammen aus Portugal ...

... genauer aus dem Distrikt Funchal auf Maderia:

Jose Gomes Faria wurde nach bisherigen Recherchen am 5. Nov. 1856 in Santa Luzia, einer kleinen Gemeinde (2020 mit ca. 6500 Einwohnern) im Distrikt Funchal auf Madeira, Portugal geboren. Gemeinsam mit seiner Frau Maria do Monte, geb. De Sousa, Jan. 1859 in Santa Maria Major ebenfalls auf Madeira geboren, erreichten die Beiden am 23. Aug. 1879 auf dem Schiff Ravenscrag[2] Hawaii. Sie traten die Reise bereits als Ehepaar an. Diese Überfahrt von Madeira, Portugal nach Hawaii erreichte eine gewisse Bekanntheit, weil unter den Passagieren auch Manuel Nunes, Augusto Dias, Jose do Espirito Santo und Joao Fernandes waren, denen die Einführung der Ukulele nach Hawaii zugeschrieben wird. Die Ravenscrag war das zweite Schiff portugiesischer Einwanderer, das die Inseln erreichte.

Die Ravenscrag war ein britisches Segelschiff unter dem Kommando von Kapitän Biggam. Am 23. August 1879 landete es 419 portugiesische Einwanderer (133 Männer, 110 Frauen & 176 Kinder) auf die Hawaii-Inseln an, die dort als Vertragsarbeiter auf den Zuckerplantagen arbeiten sollten. Das Schiff verließ den madeirischen Hafen Funchal am 23. April 1879 und brauchte genau vier Monate, um den Atlantischen Ozean zu überqueren, Kap Horn zu umfahren und dann über den Pazifik nach Honolulu zu fahren.

Das Schiff war ein 1.263 Tonnen schweres, 219 Fuß (67 m) langes, eisenbeschlagenes, dreimastiges Segelschiff mit quadratischen Segeln an jedem Mast (d.h. ein Klipper). Es wurde vom schottisch-kanadischen Schifffahrtsmagnaten Sir Hugh Allan für seine Allan Shipping Line mit Frachtdiensten zwischen Großbritannien und den Staaten in Auftrag gegeben und von Allan nach seinem Herrenhaus in Montreal benannt, das wiederum nach der Burg Ravenscraig in Schottland benannt war. Das Schiff wurde 1866 von Robert Steele & Co. auf der Cartsdyke-Werft in Greenock, Schottland (Yard No. 52), für Allan gebaut und gehörte J. & A. Allan & Company of Glasgow, Schottland, einer Tochtergesellschaft der Allan Line, die von Sir Hughs älterem Bruder James Allan betreut wurde. Das Schiff versah bis 1906 seinen Dienst, zuletzt 6 Jahre unter norwegischer Flagge.

Wie kann man sich eine solche Überfahrt anno 1879 vorstellen?

Die Beschreibung der Reise der Ravenscrag um Kap Hoorn stammt zum großen Teil aus einem Artikel von Elma (geb. Tranquada) Cabral (1909-2011) vom Dezember 1946 mit dem Titel ‚Grandpa Was A Troubadour' in der Zeitschrift ‚Paradise of the Pacific Magazine' (V. 58, Nr. 12, S. 17-19). Dieser Artikel basiert auf Geschichten, die Elma von ihrer Mutter Carolina Dias (1870-1954) erzählt wurden, die als neunjähriges Mädchen auf dem Schiff, der Ravenscrag, war. Darin eingeflochten sind die in dunkelgrauer Schrift Erinnerungen, die Frances de Harne (geb. Gomes Camacho, 1868-1957) ihren Töchtern über ihre Erlebnisse auf derselben Reise diktierte:[5]

'Es war am zweiundzwanzigsten April 1879, als die Ravenscrag, ein englisches Segelschiff, Funchal auf den Madeira-Inseln mit 423 Auswanderern in Richtung der Sandwich-Inseln verließ - darunter 135 Männer und 110 Frauen und Kinder.'

'Wie ein Spielzeug in einem reißenden Strom war die Ravenscrag den Elementen ausgeliefert, als sie den weiten Atlantik überquerte. Manchmal wurde der Wind hartnäckig, und das Schiff geriet in die Klauen der Strömungen, die es von seinem Kurs abbrachten. Im Laderaum der Ravenscrag befand sich eine kleine Ladung Mehl, Maismehl, Dosenmilch, Zwiebeln, Trockenfisch, Trockenobst und Hülsenfrüchte, doch die Passagiere hatten keinen Zugang zu diesem Luxus. Die Verpflegung war sehr dürftig. Es gab wenig Abwechslung in der täglichen Ernährung. Jede Familie hatte eine große Suppenterrine, die mit einer dünnen Suppe gefüllt war, die der Schiffskoch aus Schweinefleisch und Bohnen zubereitet hatte. Zum Frühstück gab es Maisbrei. Zu jeder Mahlzeit wurde Hartriegel rationiert.'

'Sie waren immer hungrig, besonders die Kinder. Der Maisbrei und das Mehl wurden mehlig, und die Rationen wurden immer spärlicher, so dass der Unmut mit dem zunehmenden Hunger Schritt hielt. Ein paar der aggressiveren Passagiere organisierten einen Essensaufstand und warfen das mehlige Getreide über Bord. Als der Kapitän erschien, bedrohten sie ihn mit einer Pistole. Die Besatzung konnte sie schnell überwältigen. Die Unruhestifter wurden an den Mast des Schiffes gebunden, wo der kalte Wind sie grausam peitschte. Dies war die erste Strafe, die auf See verhängt wurde.'

'Es war seltsam, dass sie nicht in Rio de Janeiro an der brasilianischen Küste Halt machten, denn die Abwechslung und der Anblick des schönen Panoramas von Rio hätten ihre Moral sehr gestärkt. Aber weder Großmutter noch ihre ältesten Mädchen können sich an einen Aufenthalt an der Ostküste Südamerikas erinnern. Die Erholungsmöglichkeiten waren so dürftig wie die Ernährung. Die Kinder waren ihrem eigenen Zeitvertreib überlassen. Die Älteren vergnügten sich mit dem Spielen von Bisca (Whist) und dem Singen von Fados.'


'Sie hielten an der Südspitze Argentiniens, wo Wilde das Schiff umzingelten. Die Männer an Bord holten Waffen hervor und fütterten diese haarigen, großzahnigen Menschen mit Crackern, woraufhin sie friedlich in ihren Kanus davonsegelten. Papa sagte, dass es Patagonier gewesen sein müssen.'

'Als sich die Ravenscrag dem Horn näherten, zogen heftige Tropenstürme auf, und das kalte Wetter wurde für diese halbtropischen Bewohner unerträglich. Die Tage wurden kürzer und die Nächte länger. Schnee weißte die Segel, und die Wellen stiegen gefährlich hoch.'

'Die Ravenscrag geriet in einen Sturm und ein Mast zerbrach. Als sich das Schiff dem Kap Hoorn näherte, stritten sich Kapitän Biggam […] und der Erste Offizier darüber, ob sie die Magellanstraße oder Kap Hoorn umfahren sollten. (Für eine Zehnjährige war es ein furchtbarer Streit, bei dem auch Blut floss.) Sie segelten um Kap Hoorn herum.'

'Am Morgen des 23. August, genau vier Monate (123 Tage) nach ihrer Abfahrt, lief die müde kleine Ravenscrag in den Hafen von Honolulu ein.'


Und die Nachkommen ...

1891 konnte Jose für sich und 'all seine Nachkommen auf ewig' mittels eines ‚königlichen Patentes' einen ‚Land Grant'[3] über 14690 Sq.Ft (1365 m²) erreichen. Dieses Stück Land lag auf der Insel Oahu, Distrikt Kona, in Honolulu in der Young Street. Dieser Landtitel dürfte auch eine Basis für die Errichtung eines 'Trust Estates' für seine Frau, seine 1918 noch in Funchal in Madeira lebende Schwester Maria Jose Gomes Faria sowie seinen Kindern und deren Kindern zum jeweils anteiligen Fruchtgenuss gewesen sein. Dieser Trust Estate wurde 1918, nach seinem Tod errichtet, bis 1942 von einem seiner Kinder, Arthur G. Faria (1886 - 1942), verwaltet. Allerdings starb Arthur ohne Nachkommen. So einigte man sich das Lawrence Santos, 1907 geb., der damals wahrscheinlich noch uneheliche Sohn seiner Schwester Palmira G. (auch Palmeda genannt) Faria (1887 - 1950), die Rolle des Trustees übernehmen sollte. Doch bereits ein Jahr später, 1943, wurde diese Anwaltschaft einer Gesellschaft, der Hawaiian Trust Company, Limited, übertragen. Die jährlichen Abrechnungen wurden nicht beeinsprucht - bis 1955. Nach dem Tod einer weitern Nachkommens von Jose und Maria, Maria G. Faria (1896 - 1955), dem einzigen nach lebenden Kind von Jose. Auch sie verstarb ohne Kinder. Zweifel kamen auf, ob die bisherige Aufteilung des Fruchtgenusses rechtens gewesen ist. Gerichte wurden einschaltete. Erst 1959 wurde vom Obersten Gericht von Hawaii, dem ‚Supreme Court of Hawaii' dieser Fall endgültig entschieden[4] .

Auch wenn Meinungsverschiedenheiten betreffend eines Erbes innerhalb einer Familie nicht zu den erfreulichen ‚Dingen' zählen, so hat es doch für jene die Jahrzehnte nachher die Familienstruktur aufrollen wollen, den entscheidenden Vorteil, dass auf Grund dieses Streites alle potentiellen Erben zu erfassen sind, wo immer sie gerade leben.

Die Kinder von Jose Gomes und Maria blieben überwiegend auf Hawaii, wie auch deren Kinder. Aber bereits vor dem Tod des Erblassers, 1918, heirateten mehrere Kinder in die Gegend von Oakland in Kalifornien. Zwar siedelten sie, soweit es die Daten der derzeit zur Verfügung stehenden Volkszählung 1940 hergeben, alle recht nahe beieinander, jeweils im Bezirk/Landkreis Alameda, entweder in der City of Alameda oder in Oakland selbst.

Der älteste Sohn von Jose Gomes und Maria, Louis Gomes (1882 - 1935) heiratete am 7. Okt, 1907, Philomena F. Ferriera (1885 - 1960). Die Eltern von Philomena (Joáo/John Ferreira und Mathilde, geb. Freitas) stammen ebenfalls von Madeira ab. Sie kamen am 3. Oktober 1884 nach 'nur' 72-tägiger Überfahrt am britischen Dampfschiff Bordeaux ohne Kinder in Hawaii an. Ihr einziges Kind, Maria, starb kurz nach der Einschiffung an Bord des SS Bordeaux. Keine 9 Monate nach Ankuft der Bordeaux in Hawaii kam Philomena zur Welt.

Eines der Kinder der beiden, Walter G. Faria (1916 - 1963) heiratete 28 Oktober 1939 Doris Geraldine Estrella (1920-2020). Ihr Vater Frank (Francisco) Estrella wurde 17 April 1875 in Água de Pau, Lagoa, São Miguel der größten Insel der Azoren, zu Portugal gehörend, geboren. Frank kam als eines von 4 Kindern gemeinsam mit seinen Eltern (Manuel & Maria Izabel Estrella) auf dem britischen Dreimaster 'Suffolk' am 25. August 1881 landeten nach 102-tägiger Überfahrt in Hawaii an. Frank war zweimal verheiratet. Insgesmt hatte er mit beiden Frauen zusammen 13 Kindern, davon mit seiner 2. Frau, mit Maria ('Mary Conception'), geb. Ferreira 6 Kinder. Maria ist eine Schwester von Philomena. Das 5. Kind von Frank und Maria ist Doris Geraldine.

Doris Geraldine gebar Walter 8 Kinder: 4 Mädchen und 4 Buben. Während alle Kinder in der Nähe ihrer Eltern heirateten, zog es Noel Curtis Faria (‚Joe', geb. 1948) über Stationen nach Australien. Er heuerte zuerst einmal für fast 4 Jahre bei der US. Marine als Radio Operator an. Seine letzte Station war Guam; während eines Ausfluges nach Sydney lernte er dort Mary Angela Reid, geb. 1950 kennen und lieben. Joe zog dann nach Sydney zu seiner Angela. Innerhalb von 18 Monaten (1972) wurde geheiratet. Mitte der siebziger Jahre, zu einer Zeit 'als die Grundstückspreise noch leistbar waren' (so Joe und Angela), zogen sie zusammen mit ihren damals einen Sohn Joseph nach Brisbane weiter.

... und die mütterliche Seite?

Auch Angela stammt nicht aus Australien; sie wanderte zusammen mit ihren Eltern William James Reid (1909 - 1980) und Mary Agnes, geb. Bannigan (1908 - 1977) aus London kommend 1954 ein. Obwohl Mary Angela in London geboren ist, füllt sie sich in erster Linie als Irin, also der Heimat ihrer Vorfahren stark verbunden. Der Großvater von Angela (ebenfalls so wie ihr Vater William James Reid) wurde zwar in Liverpool geboren, heiratete 'seine' Sharah Mathilda, geb. Black in Belfast, Nordirland. Soweit bisher bekannt stammen die Vorfahren mütterlicherseits alle aus Nordirland, damals noch zu Irland gehörend, ab.

Joe und Angela setzten 5 Kinder in die Welt, wovon jedoch ein Mädchen noch im Jahr der Geburt verstarb. Eines dieser restlichen 4 Kinder, Dan T. Faria, geb. 1982, heiratete wieder jemanden von einem anderen Kontinent, von Europa, von wo auch vor vielen Jahrzehnten die Vorfahren von Dan emigrierten: Yvonne E. Breitwieser, geb. 1991.
 
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[1]  Dictionary of American Family Names ©2013, Oxford University Press

[2]  https://digitalcollections.hawaii.gov/greenstone3/sites/localsite/collect/indextop/index/assoc/HASH01f7/b572ea1f.dir/doc.pdf

[3]  https://waihona.com/previewDoc.asp?type=LG&docId=28067

[4]  https://www.leagle.com/decision/195943443haw3911367

[5]  Arbeitsübersetzung (aus dem Englischen aus http://www.mikesclark.com/genealogy/hawaii.html

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